Was war das für ein Jahr 2022! Im vergangenen April hatte der Ukraine-Krieg die Preise für Polypropylen auf ein nie geahntes, geschweige denn gekanntes Allzeithoch geschossen – weit jenseits der 2.400 EUR/t. Ein Plus von 100 Prozent und mehr. Und dann die abrupte Trendwende: Seitdem kennen die Notierungen nur eine Richtung – talwärts. Wobei, wie im richtigen Leben, auch bei den Polymerpreisen alles relativ ist. Denn der Blick in die Chronologie der KI-Preisberichterstattung zeigt: Nach wie vor bewegen wir uns, verglichen mit den Vor-Corona-Notierungen, auf einem hohen Niveau. Dies berichtet der Branchendienst Kunststoff Information (KI, Bad Homburg) im aktuellen Online-Report.
Wie es in diesem Jahr beim Polypropylen tatsächlich weitergehen wird, weiß niemand. Fakt ist: Der C3-Kontrakt ist im Dezember um -30 EUR/t zurückgegangen. Ein Abschlag in derselben Höhe wurde beim Basismaterial aber nicht erreicht. Durch Force Majeure-Meldungen und Drosselungen bot die europäische Produktion nur ein limitiertes Angebot, das die Kontrakte aber erfüllen konnte. Hinzu kamen günstige Importe vor allem aus Asien. Da im kurzen Weihnachtsmonat nur das Nötigste gekauft wurde, reichte das aus. Zugleich reduzierten Verarbeiter weiter ihre Lagerbestände. Zu erbitterten Verhandlungen mutierten derweil die Gespräche über den Startpreis für die Kontraktsaison 2023. Warum? Weil die Importe aus Mittleren Osten, Asien und den USA teilweise deutlich günstiger sind als die europäische Produktion. Den Verarbeitern spielte das in die Hände. Denn sie könnten ihren Produzenten damit drohen, weniger Menge als bislang zu ordern und sich den Rest stattdessen auf dem Spotmarkt zu besorgen.