Setzt auf Qualität statt Quoten: Kai Zies (Foto: MKV)
Die deutschen Kunststoffrecycler durchleben gerade schwere Zeiten. Zu den Herausforderungen und den Chancen der Recyclingbranche in Deutschland ein Interview mit Kai Zies, Geschäftsführer beim familiengeführten Compoundeur MKV (Beselich-Obertiefenbach; ).
KI: Die Recyclingbranche leidet unter Absatzproblemen, weil Neuware so günstig zu haben ist. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Kai Zies: Auch wir können uns der Marktdynamik nicht vollständig entziehen. Aber wir haben in den vergangenen Monaten und Jahren unterschiedliche Projekte im Automotive- und E&E-Bereich ins Laufen gebracht. Das macht sich jetzt bezahlt und bringt uns in eine überdurchschnittlich positive Geschäftslage.
Altkunststoffe gelten gemeinhin als Abfall. Dieses Image erleichtert Ihnen als Recycler nicht die Arbeit, oder?
Zies: Das ist leider richtig. Die Gesellschaft muss Kunststoff endlich als Wertstoff verstehen, dessen Wert es zu erhalten gilt. Das beginnt schon mit der effektiven Materialtrennung. Was unseren Absatz angeht: Perspektivisch wird hier der klassische Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage greifen.
Steht Ihnen denn genug Grundware für Ihre eigenen Aktivitäten zur Verfügung?
Zies: Ja, Grundware ist vorhanden. Aber ihre Beschaffung ist mit mehr Aufwand als früher verbunden. Wir suchen daher nach neuen Quellen und versuchen, das bis in den PCR-Bereich auszudehnen. Denn aus diesem Segment gibt es für technische Kunststoffe bisher keine nennenswerten Quellen.
Können Quoten denn das Recycling befördern?
Zies: Quoten hin oder her – einer der wichtigsten Punkte, um den Einsatz von Rezyklaten zu steigern und für eine erhöhte Akzeptanz zu sorgen, ist das Thema Qualität. Ohne Qualität geht es nicht. Ein Produkt stellt gewisse Anforderungen an das Material, aus dem es gefertigt wird. Das ist das Maß der Dinge – ganz egal, ob Neuware oder Rezyklat.