Machtspiele: Ineos-Chef Jim Ratcliffe könnte mit dem Aus des Crackerprojekts gedroht haben (Foto: Ineos)
Es kann als Nagelprobe bezeichnet werden: das Ethancrackerprojekt „Project One“ von Ineos (London / Großbritannien) in Belgien. Darf die Anlage gebaut werden, oder stoppen Gerichte, Umweltverbände und die Politik das Vorhaben endgültig? Die Antwort auf diese Frage könnte nichts weniger sein als eine Entscheidung über die Zukunft der gesamten europäischen Chemieindustrie. Ineos hofft trotz des Gegenwinds auf eine neuerliche Baugenehmigung im Lauf des Dezember und will dann mit dem Bau wie geplant fortfahren.
Vor wenigen Wochen hatte der flämische Raad voor Vergunningsbetwistingen (RvVB, übersetzt etwa: Rat für Genehmigungsstreitfälle) die in den Jahren 2021 und 2022 erteilten Bau- und Umweltgenehmigungen für den milliardenschweren Neubau im Hafen von Antwerpen annulliert. Ein deutliches Zeichen der Unterstützung gab nun die Regionalregierung von Flandern, als sie am 15. September 2023 Kreditgarantien für eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von 400 Mio EUR an Ineos vergab.
Das jetzt freigegebene frische Geld soll bis zur Erteilung einer erneuten Baugenehmigung reichen – die bis Ende des Jahres erwartet wird. Das dürfte vor allem dem Einfluss von Ineos-Eigner Jim Ratcliffe zu verdanken sein: Eine Sprecherin betonte dabei, Ratcliffe habe dabei weder „mit dem Rückzug von dem Projekt gedroht noch ein anderes Ultimatum gestellt“.