Auszug aus der Nummer 2 vom 8. April 1971 (Abb: KI)
Die Publikation "Kunststoff Information" – kurz KI – feiert in dieser Woche die Nummer 2.500 und den Start des 50. Jahrgangs. So viele Wochen entscheidungswichtige Informationen aus der Branche haben wir gemeinsam mit Leidenschaft für den Werkstoff Kunststoff hinter uns gebracht.
Dabei spiegelt KI weniger die ganz großen Momente, sondern als industrieller Nachrichtendienst viel eher Beständigkeit, Sorgfalt und Zuverlässigkeit. Insofern werden Sie eine extradicke Jubiläumsausgabe vergeblich suchen, auch – wenngleich nicht nur – weil die Musik inzwischen online spielt. Stattdessen bleibt die KI auch in Nummer 2.500 Seismograph für wirtschaftliche Entwicklungen rund um die Kunststoffe.
Vom frühen Rohstoffpreise-Informationssystem-Kunststoffe – damals schlicht „Ropik" genannt –, der analogen Service-Datenbank „K-Isy", einem rosafarbenen Monatsregister und dem Buchvertrieb haben wir uns auch maßgeblich unter dem Einfluss des langjährigen Chefredakteurs Daniel Stricker weiterentwickelt zu einer Gruppe mit deutsch- und englischsprachigen Publikationen, Online-Datenbanken und -Archiven sowie Fortbildungsangeboten.
Mit einer Garage als Geburtsort für KI kann Gründungsherausgeber Helmut Hertsch (76) nicht aufwarten, der Vergleich wäre wohl auch etwas verwegen. Auch hat KI nicht Amerika entdeckt oder das Rad erfunden. Wir bieten keinen Glanz, keinen Glamour und nur selten bunte Bilder, Fakten sind unser Geschäft. Ein paar Luftballons reichen deshalb aus, weil das Team um Geschäftsführer Andreas Hertsch seine Arbeit lieber in jene Zahlen steckt, für die wir bekannt und die eine wesentliche Grundlage für Ihr Geschäft sind.
Insofern bleibt die KI ihrer Linie treu: Kein dicker Schmöker für den Nachttisch, sondern so knapp und dünn wie möglich. Unabhängig und ohne Werbeinhalte. Obwohl Letzteres nicht ganz richtig ist, denn einmal wurde Helmut Hertsch schwach, das war im Mai '73, als die 113. Ausgabe ausnahmsweise eine Beilage der früheren GE Plastics mit in den Briefkasten brachte.
Markenzeichen gelb
„Damit kann man doch kein Geld verdienen!" und „Das wird nie was!" lauteten noch die freundlicheren Kommentare zur Pionierzeit ab dem Jahr 1971. Vier eng mit Schreibmaschine beschriebene Seiten, auf gelbem Papier gedruckt, schlicht um das Kopieren zu verhindern – auch so kann man zu einem Begriff werden. Der industrieweit bekannte Name „Gelbe Seiten", auch wenn diese inzwischen ein wenig von ihrem farblichen Markenzeichen abgegeben haben, ist uns Lob genug.
Als Berater für die damals noch junge Disziplin Öffentlichkeitsarbeit fragte sich der gebürtige Berliner Hertsch, woher denn eigentlich seine Kunden aus der Kunststoffindustrie – Unternehmen wie Verbände – die Informationen erhielten, die sie für den eigenen unternehmerischen Erfolg benötigten. Fachzeitschriften hielten sich an Wissenschaft und Technik, an Chemie und Prozesse, die wirtschaftliche Seite kam dabei zu kurz. So startete KI mit der systematischen Berichterstattung über Unternehmen, Märkte und Trends.
Ganz ohne Abschauen jedoch ging es auch bei KI nicht: „In den USA bin ich eher zufällig auf einen Infodienst gestoßen, der etwas ganz ähnliches machte", denkt Hertsch an die für ihn turbulente Zeit zurück. Turbulent auch deshalb, weil Öffentlichkeitsarbeit und unabhängige Berichterstattung bekanntermaßen wie Hund und Katze sind. So wurden aus den ersten Aussendungen der KI quasi über Nacht an die 100 Abonnements zu je 480 D-Mark und aus dem ursprünglichen Nebenverdienst das Hauptstandbein der Unternehmerfamilie. Der studierte Politikwissenschaftler und Soziologe hingegen mauserte sich nach Besuchen unzähliger Verarbeitungsunternehmen nach und nach zum Kunststoff-Kenner.
Vom Kopf in der Schlinge
Zehn Jahre nach dem Start wagte sich Hertsch „ganz zögerlich", wie er heute sagt, daran, auch die ersten Marktpreise von Kunststoffen in die Berichterstattung einzubeziehen, zu dieser Zeit ein absolutes Novum. Mehr als einmal wurde er beispielsweise an den Rhein bestellt – um Einfluss auf die Veröffentlichungen zu nehmen oder alternativ dem jungen Unternehmer sein Ansinnen ganz auszureden. „Die Industrie hat uns damals fast die Schlinge um den Hals gelegt", erinnert er sich, „die Verarbeiter haben die Initiative hingegen begrüßt." Heute bilden die Polymerpreise zusammen mit der industrieweit wohl einzigartigen Kapazitätendatenbank „Polyglobe" das Rückgrat der Gruppe.
In den bald 50 Jahren KI ist zu vielen Unternehmen der Branche ein hohes Maß an Vertrauen gewachsen. Der letzte größere publizistische Zusammenstoß, der Hertsch noch heute in Erinnerung ist, war „der mit dem Kunststoff-Recycling“, von den Erzeugern zu der Zeit gefürchtet wie das Teufels Weihwasser und doch derzeit wieder in aller Munde.
2021 wird auch die Gruppe dann 50 Jahre alt und wir überlegen noch, ob wir die Commerzbank-Arena für eine Fete mieten oder doch lieber kleinere Brötchen backen sollen. Die gedruckte Ausgabe wird ein Facelift bekommen, das ist schon sicher und was die Zukunft darüber hinaus bringen wird, werden wir gemeinsam erleben. Bis dahin und auf weitere gute Zusammenarbeit – auch und gerade im Jahr 2020, in dem die Kunststoffindustrie weltweit vor großen Herausforderungen steht.