„Wenn das so weiter geht, stehen Verarbeiter noch im März vor leeren Silos." Die Aussage von Peter Jetzer, Head of Polymer Prices des Branchendienstes Kunststoff Information (KI, Bad Homburg), zeigte während der Webinar-Premiere deutlich, wohin die Kunststoffverarbeitung derzeit steuert. Gemeinsam mit den Einkaufsberatern Dimitrios Koranis (Nürnberg) und Stefan Schweitzer (Ingelheim) erläuterte er am Freitag, 5. März 2021, die Hintergründe. Mehr als 700 Interessierte aus der Branche nahmen an der einstündigen Veranstaltung „Turbulenzen auf den Kunststoffmärkten“ teil.
Die aktuell angespannte Lage bezeichnete Koranis als „toxisches Gemisch", wobei Corona den normalen Zyklus der Kunststoffbranche um ein Jahr verschoben habe. „Wir werden in einem Verkäufermarkt bleiben, bis mit dem dann beginnenden Materialüberhang in China dort die Preise sinken und eine Normalisierung einläuten werden", resümierte er. Gleichzeitig machte er keinen Hehl daraus, dass nach seiner Meinung nur ein Teil jener Anlagenstillstände, bei denen höhere Gewalt bemüht wird, diese auch tatsächlich rechtens ist. „Der Grund einer Force Majeure musss exogen sein", sagte er, „eine technische Störung ist das oft nicht."
Wichtig sei – da waren sich beide Einkaufsberater einig – den Einkauf keinesfalls als reines Bestellfaktotum zu betrachten. Es sei im Gegenteil ein erfolgsentscheidender und strategischer Faktor, der stärker in die Entscheidungsfindung eingebunden werden muss. „Sonst wird man immer wieder in die gleiche Falle tappen", erklärte Schweitzer.