Wieder einmal werden die europäischen Polyethylen-Märkte von einer Versorgungs- und Preiskrise erschüttert. Knapp sechs Jahre nach der letzten großen Krise in 2015 hat sich allerdings einiges in der Lieferlandschaft geändert. Damals standen die globalen Veränderungen, die der Boom von Öl- und Gasförderungen aus US-amerikanischen „Shale“-Vorkommen ausgelöst hat, gerade am Anfang. Dennoch kippte die EU-Region bereits zum Importüberhang bei PE, getrieben vor allem von den Niederdruck-Sorten PE-HD und PE-LLD. In diesem Zusammenhang prognostizierte der Branchendienst Kunststoff Information (KI, Bad Homburg) eine ab 2017 einsetzende Welle von PE-Importen aus den vielen damals geplanten neuen US-Anlagen – eine Entwicklung, die derzeit lediglich temporär gebremst wird von Wetter und Corona.
Der Blick auf die Statistiken der zweiten Hälfte des Jahrzehnts bestätigt die damalige Einschätzung. Von 2016 bis zum Jahr 2019 haben sich laut Eurostat die amerikanischen Lieferungen in die EU 27 (ohne Großbritannien) auf rund 1,2 Mio t mehr als vervierfacht. Und selbst im letzten Jahr stiegen die Lieferungen aus den USA trotz Corona-Pandemie und Hurrikan-Stillständen nochmals um fast 100.000 t. Die Lieferungen des langjährigen PE-Importmarktführers Saudi-Arabien sanken dagegen von zuvor 1,2 Mio t auf nur noch gut 1 Mio t. Die Wachablösung bestätigt sich damit wohl als nachhaltig.