Schöner Schein: De facto bewegt sich in Shanghai aktuell gar nichts (Foto: Pexels, Wolfram K.)
Seit mehr als drei Wochen herrscht in der chinesischen 26-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai eine unerbittliche Corona-Diktatur. Das öffentliche Leben ist vollständig zum Erliegen gekommen. Die Bewohner dürfen ihre Häuserblocks nicht mehr verlassen, die Straßen sind menschenleer. Ähnlich desaströs wie auf dem Festland sieht die Lage auf dem Meer vor Shanghai aus: Medienberichten zufolge hat sich vor dem größten Containerhafen der Welt mittlerweile ein neuerlicher Megastau gebildet. Mehr als 300 Frachtschiffe warten darauf, endlich einfahren und ihre Ladung löschen zu dürfen.
Für die weltweiten Lieferketten, die eigentlich auf eine verlässliche Taktung der Warenströme angewiesen sind, bedeutet jeder Tag Verzögerung weiteres Ungemach. Einige Reedereien haben daher beschlossen, ihre Schiffe abzuziehen und unerledigter Dinge weiterfahren zu lassen. Eine Katastrophe für so manches Frachtgut, das eigentlich in Shanghai angelandet oder dort eingeladen werden sollte. In anderen chinesischen Großhäfen wie Guangzhou oder Ningbo sieht es offenbar ähnlich dramatisch aus. Insgesamt sollen es fast 500 Schiffe sein, die vor Chinas Häfen vor Anker liegen.
Auch einige tausend Kilometer weiter westlich steht der Logistiksektor kurz vor dem Kollaps: In Russland werden die Container knapp. Immer mehr westliche Transportunternehmen stellen infolge der Sanktionen gegen das kriegsverbrecherische Putin-Regime ihr Handelsgeschäft ein – und ziehen ihre Container aus dem russischen Markt zurück. Die Folge: In der Inlandslogistik fehlen die Stahlboxen allerorten. Die Binnenlogistik in dem Riesenreich leidet bereits massiv, weil für den Güterverkehr in großem Umfang die Transportkapazitäten fehlen. Experten rechnen damit, dass die Situation im Herbst einen kritischen Höhepunkt erreichen dürfte.