Als es noch ein Postkartenidyll war: Blick auf den Hafen von Haifa (Foto: Pexels, Sunbeam)
Der mörderische Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel hält die Welt in Atem. Zur Stunde kann niemand sagen, wie sich der Krieg im Nahen Osten entwickeln wird. Die Auswirkungen auf die europäische Polymerindustrie dürften sich jedoch in Grenzen halten, denn die Produktionskapazitäten Israels sind doch sehr überschaubar. Auch für die globale Logistik spielt das Land keine wirkliche Rolle: Israels größter Containerhafen in Haifa fertigt alljährlich gerade einmal 200.000 TEU (20-Fuß-Container) ab. Zum Vergleich: Der Umschlag im größten Containerhafen der Welt in Shanghai lag im vergangenen Jahr bei mehr als 47 Mio TEU, und auch Europas größter Frachthafen in Rotterdam kommt auf 14,5 Mio TEU.
Für ein anderes logistisches Großvorhaben kommt der Konflikt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Erst vor wenigen Wochen hatten die USA, die EU sowie Indien und einige Staaten aus dem Nahen Osten beim G20-Gipfel in Neu-Delhi mit viel Eifer und Brimborium ihre Pläne für ein riesiges Schienen- und Schifffahrtsprojekt vorgestellt, das – als Konkurrenz zur „Neuen Seidenstraße“ Chinas – den asiatischen mit dem arabischen und schließlich dem europäischen Raum verbinden sollte. Von Mumbai über Dubai und Riad sollte die Route bis nach Haifa und von dort in den griechischen Hafen von Piräus führen. Mit einem konkreten Zeitplan versehen war das milliardenschwere Jahrhundertprojekt noch nicht. Nach dem Terrorangriff der Hamas und dem erwarteten massiven militärischen Gegenschlag Israels dürfte jedoch klar sein: Die Planung und Umsetzung dieses „historischen Vorhabens“ werden sich erheblich verzögern – wenn der Traum von der mehr als 5.500 km langen interkontinentalen Logistikachse nicht gleich ganz platzt.