Der Ukraine-Krieg schlägt hohe Wellen: Auch bei den deutschen Kautschukunternehmen spitzt sich die Versorgungslage zu. Den Herstellern von Reifen, Schläuchen, Dichtungen und anderen Gummi-Produkten mangelt es an Ruß. „Ruß ist für unsere Produktion ein unverzichtbarer Stoff und kommt bisher zu über einem Drittel aus Russland“, erklärt Boris Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (wdk, Frankfurt). „Russische Lieferungen fallen aus, und die europäischen Kapazitäten reichen nicht aus, den Bedarf zu decken.“ Darüber hinaus werden auch die europäischen Ruß-Produktionen wesentlich mit russischem Gas gespeist, so dass sich eine doppelte Gefährdungslage ergebe.
Ruß und andere wegfallende Roh- und Hilfsstoffe lassen sich auch nicht problemlos in anderen Märkten außerhalb Europas hinzukaufen. Zum einen stehen kurzfristig nicht genügend Mengen zur Verfügung, zum anderen hapert es an freien Frachtkapazitäten. Selbst dort, wo Letztere vorhanden sind, seien diese völlig überteuert, so dass Erzeuger die explodierenden Kosten nicht mehr an den Markt weitergeben können. In Italien und Frankreich stellten erste Kautschukunternehmen ihre Produktion daher bereits ein, so Engelhardt weiter. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch in Deutschland Unternehmen die Reißleine ziehen müssten.