,,Es sieht nicht gut aus für Europa, wir erstarren wie vom Licht geblendete Kaninchen mit heruntergelassenen Hosen" – dieses drastische Bild für die Lage der europäischen Petrochemie-Industrie nutzt Jim Ratcliffe, Gründer und Chairman von Ineos (Rolle / Schweiz), in einem aktuellen offenen Brief an den EU-Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso. In den nächsten zehn Jahren werde die wirtschaftlich zentral bedeutende Grundstoffindustrie, bislang ein „Kronjuwel" Europas, einen dramatischen Verfall erleben, so Ratcliffe. Die Situation erinnere fatal an die europäische Textilindustrie, die nahezu komplett ausgelöscht ist.
Die Schieflage Europas zu Nordamerika und Asien bei Energie und Rohstoffen sei nicht mehr durch technologische Vorsprünge wettzumachen, warnt der Fachmann. Während die Investitionen in Nordamerika auf 100 Mrd USD hinstreben, werde in Europa eine Schließung nach der anderen angekündigt. Zusätzlich werde sich die bisherige Lieferrichtung von Europa nach Asien binnen weniger Jahre umdrehen. Europas Petrochemiebranche drohe in einem Import-Tsunami komplett unterzugehen. Ratcliffe vermisst in dieser dramatischen Lage einen strategischen Masterplan der EU gegen die Bedrohung. „Ich möchte Sie ermutigen, dringend notwendige Schritte zum Schutz der europäischen Chemieindustrie zu gehen," so sein flammender Appell an die EU-Kommission.