Blick in die Glaskugel: Wenn man nur wüsste, was 2022 kommt! (Foto: Panthermedia; leungchopan)
Hand aufs Herz, liebe Leserinnen und Leser: Hätten Sie vor zwölf Monaten gedacht, dass dem Corona-Chaosjahr 2020 ein ganz ähnliches und nicht minder folgen würde? Wenigstens etwas können wir dem scheidenden Jahr nicht vorwerfen – dass es langweilig gewesen sei. Die dritte und die vierte Corona-Welle sind über uns hinweg geschwappt, in Rekordzeit kam Impfstoff auf den Markt, wurde erst knapp, dann massenhaft verfügbar und jetzt wieder knapp. Die Politik lavierte sich eher lustlos als planvoll bis zur Bundestagswahl durch. Nach 16 Jahren ist die Kanzlerschaft von Dr. Angela Merkel Geschichte. Im April starb Prinz Philipp, im Juli Alfred Biolek und im November Volker Lechtenbrink – und auch die Kunststoffbranche trauerte 2021 um einen ihrer Granden: Prof. Dr.-Ing. Georg Menges, der langjährige Leiter des Instituts für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen, starb am 28. Februar 2021 hochbetagt im Alter von 97 Jahren.
Für die deutsche Kunststoffindustrie hatte das Jahr 2021 hoffnungsvoll begonnen. Die Konjunktur zog an, und die Wirtschaft erholte sich schneller als gedacht. Doch dann häuften sich Force Majeure-Meldungen über Anlagenausfälle und Produktionsstillstände, die Versorgung mit Vorprodukten und Rohstoffen stockte, die Lieferketten gerieten vollkommen aus dem Tritt, die Autoindustrie brach ein – und die Preise schossen in astronomische Höhen. Aktuell ist von Optimismus oder gar Euphorie bei den Unternehmen wenig bis nichts mehr zu spüren. Die Branche blickt bang in die Zukunft. Viel wird in den kommenden zwölf Monaten davon abhängen, ob, wann und wie die neue rotgelbgrüne Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz die Pandemie in den Griff bekommt und Aufbruchstimmung in Wirtschaft und Gesellschaft zu verbreiten vermag. 2021 war, allem Stillstand zum Trotz, ein bewegtes und ein bewegendes Jahr. Das neue Jahr 2022 hat das Zeug zu einem Wendepunkt zum Besseren – mit mehr Zuversicht als Zumutungen, mit mehr Hurra-Meldungen als Hiobsbotschaften, mit mehr Lust und Laune als Last und Leid.