„100% Altplastik“ oder alternativ „Recyclingkunststoff“, wer kennt diesen oder einen ähnlichen Werbeslogan nicht. Der Verbraucher freut sich zu Recht und der Recyclingexperte stellt fest, dass es sich bei der so angepriesenen Verpackung um eine blasgeformte Flasche aus transluzentem Material handelt, das aus dem Gelben Sack stammt.
Letzterer fragt sich allerdings auch, wo die Sortierreste geblieben sind, die zwangsläufig angefallen sein müssen, nämlich eingefärbte PE-Flaschen, Verschlüsse aus PE und PP, Etiketten aus Papier oder Folie und weitere Verunreinigungen. All diese Reststoffe des „Rosinenpickens“ gehen zwangsläufig in die thermische Verwertung und führen zu der vergleichsweise schlechten stofflichen Verwertungsquote von deutlich unter 10 Prozent, wie das „Stoffstrombild“ für Kunststoffe von Conversio Market & Strategy (Mainaschaff) zeigt.
Das Beispiel verdeutlicht auch, dass es Zeit wird, die Zukunftsszenarien des stofflichen Recyclings genauer zu beleuchten, insbesondere da die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Verein mit dem Nabu derzeit bekannt vollmundig und provokativ „Schwachpunkte, Fehler und zweifelhafte Aussagen von BASF und Co“ als „wenig glaubwürdig und tendenziös“ entlarven möchte. Dennoch stehen petrochemisches und mechanisches Recycling nicht im Wettbewerb zueinander, wie die Studie von DUH und Nabu implizieren will, sondern sie ergänzen sich. Nur beide Wege zusammen können die Lösung sein, folgert der Branchendienst Kunststoff Information (KI, Bad Homburg) im aktuellen Online-Report. Wenn es gelänge, World-Scale-Anlagen für die Pyrolyse weltweit zu errichten, würde die petrochemische Industrie in Sachen Recyclingmengen mit der Stahl-, Glas- und Papierindustrie gleichziehen. Und das könnte langfristig auch dem Image des Werkstoffs helfen.