Bis Ende August war die Welt noch in Ordnung. Der Automobilbau kannte trotz drohender Fahrverbote für Dieselfahrzeuge und Handelshemmnissen nur eine Richtung: Nach oben. Jetzt ist die Branche auf einmal das Sorgenkind der Konjunktur. Nicht nur waren während der Kunststoffmesse „Fakuma" am Bodensee zahlreiche skeptische Stimmen zu hören, auch hielten sich große Zulieferer mit der sonst üblichen Präsenz ihrer Mitarbeiter deutlich zurück. Die Bandstillstände mancher Automobilbauer wie Volkswagen und Opel tragen zur Unruhe bei. Erste große Kunststoffverarbeiter und Zulieferkonzerne wie Akwel, Grammer und Leoni haben ihre Jahresprognosen kassiert – der Mehrzahl der kleinen und mittelgroßen Betriebe dürfte es kaum anders gehen.
Denn die Automobil-Zulieferbranche muss derzeit mehrere massive Schläge verkraften. Neben der Verwerfung durch den neuen Abgas-Prüfzyklus WLTP und dem damit verbundenen Rückgang der Nachfrage im September sind das die nach Ansicht der Wirtschaftsberatung FTI Consulting allzu rasch vorangetriebene Umstellung vom Verbrennungs- auf den Elektromotor, außerdem der nahende Brexit, der die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien erschweren und verteuern könnte.