Messe-Chefin Bettina Schall (links) begrüßte die rund 150 Gäste des KI-Summit (Foto: KI)
Mehr als 150 Teilnehmer beim diesjährigen KI-Summit auf der Messe „Fakuma" belegen: Digitalisierung ist ein heißes Thema auch in der Kunststoffindustrie. Die Veranstaltung am Mittwoch, 17. Oktober, bot unter dem Motto „Erfolgsfaktor Digitalisierung“ einen interessanten Reigen verschiedener Ansätze über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.
Ob Management, Forschung, Erzeugung oder Verarbeitung: Den einen großen Wurf gibt es nicht, aber ohne Frage sind erste Erfolge und Wegweisungen zu erkennen. Bis zum Ziel dürfte es wohl noch etwas dauern, etliche Entwicklungen aber bringen bereits im Kleinen Effizienz- und auch Ergebniszuwächse.
Die Ergebnisse einer Studie zum aktuellen Stand der Digitalisierung in mittelständischen Unternehmen präsentierte Chris Willmanns, Leiter Digitalisierung & Innovation bei der Beratungsgesellschaft Iskander Business Partner (D-80807 München). Demzufolge steht der deutsche Mittelstand in Sachen Digitalisierung besser da als gedacht, fast jeder vierte Teilnehmer einer Umfrage sei gut aufgestellt gewesen. Und es habe sich gezeigt, dass Betriebe mit hohem Digitalisierungsgrad höhere Umsätze und Gewinne generierten als solche mit erheblichem Nachholbedarf.
Prof. Dr. Martin Bastian, Leiter des SKZ (D-97082 Würzburg), widersprach der Einschätzung, der zufolge viele mittelständische Unternehmen bereits weit fortgeschritten seien. Der Anteil der Vorreiter in der Kunststoffbranche, die auch in der Produktionsplanung digitale Prozesse nutzten, liege bei lediglich 1 Prozent. Um ein Vorbild und eine Inspiration für mittelständische Unternehmen zu schaffen, plant das SKZ die Errichtung einer Modellfabrik, in der smarte Lösungen für Spritzgießen, Additive Fertigung, Automatisierung, Fügen, Qualitätssicherung und Wissenstransfer genutzt und weiterentwickelt werden.
Der Leiter Digital Innovation des BASF-Segments „Performance Materials“ (D-67056 Ludwigshafen), Dr. Holger Ruckdäschel, betonte die Strategie des Ludwigshafener Konzerns, für alle Entwicklungen digitaler Geschäftsprozesse die Kunden, Lieferanten und Partner einzubinden. Das stetige Feedback fließe in die Prozessfindung ein. Konkret schilderte er ein Logistik-Projekt. Wiederverwendbare Paletten werden mit Sensorik vernetzt, so dass der Status von Parametern wie Temperatur oder Lagerplatzierung von jedem Beteiligten der Lieferkette jederzeit abgerufen werden kann. So können Qualitäten, Auffüllungsnotwendigkeiten und Ähnliches in Echtzeit überwacht werden.
Klaus Hilmer berichtete über die praktischen Erfahrungen der Festo Polymer GmbH (D-66386 St. Ingbert) bei der Umsetzung einer smarten Spritzgießfertigung. Mehr und mehr Nutzen werde bereits jetzt durch Analyse der in immer größerem Umfang anfallenden Daten gezogen. Eine wirkliche Big-Data-Auswertung allerdings fehle noch, so Hilmer. Er rechnet aber mit einer einheitlichen Software zur „Schwarmsteuerung“ in den nächsten fünf Jahren. Klare Zielstellung bei allem: Es müsse ständig Mehrwert erarbeitet werden, stellte Hilmer heraus.
Dr. Raphael Rohde stellte die Digitalisierung des Werkzeugbaus bei der Verarbeitungsgruppe Phoenix Contact GmbH & Co KG (D-32825 Blomberg) vor. Schon die Wettbewerbsentwicklung im Werkzeugbau bedinge die zunehmende Digitalisierung. Daten erfassen, normalisieren und auswerten: Das sind die Voraussetzungen, um automatisierte Aktionen und Reaktionen zur Lenkung der Fertigung zu implementieren – und zwar weltweit, über alle Standorte hinweg. Letztlich entscheidet das digitale System über die notwendigen Konfigurationen zur Anpassung der Fertigung.
Der international tätige Berater und Interimsmanager Dr. Arno Rogalla wies unter anderem auf die Entwicklungsgeschwindigkeit der Digitalisierung in China hin. Das setze auch europäische Verarbeiter unter zunehmenden Druck. Die Innovationsgeschwindigkeit müsse sich beschleunigen, mahnte Rogalla. Offenheit für Vernetzungen sowie Qualifizierung und Motivation der Mitarbeiter seien dafür unabdingbare Voraussetzungen.