Die zwei vom VCI: Präsident Markus Steilemann und Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup (Foto: KI)
Knackige Formulierungen von hohem Unterhaltungswert war man vom Verband der Chemischen Industrie (VCI, Frankfurt am Main) unter der Präsidentschaft des Evonik-CEO Christian Kullmann bereits gewohnt. Der Neue an der Spitze des VCI, Dr. Markus Steilemann, seines Zeichens im Hauptberuf Chef von Covestro (Leverkusen), ist aber auch nicht auf den Mund gefallen. Im Gegenteil: Was den Alarmismus seiner Rhetorik angeht, legte er im Vergleich zu seinem Vorgänger sogar noch eine Schippe drauf. Bei der traditionellen VCI-Pressekonferenz zum Jahresende warf der promovierte Chemiker der Politik „unterlassene Hilfeleistung“ für seine Branche vor und resümierte bitter: „Die Politik nimmt das Industriesterben in Kauf.“
Das war harter Tobak, den Steilemann und der VCI-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Große Entrup an seiner Seite mit Zahlen und Fakten zu untermauern versuchten. Der Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise habe zwar auch die Produktpreise kräftig ansteigen lassen und den Gesamtumsatz der Branche um 17,5 Prozent auf 266,5 Mrd EUR in die Höhe getrieben, hieß es, doch seien die Kosten stärker gestiegen als die Verkaufspreise. Die Folge: Bei rund 80 Prozent der VCI-Mitgliedsunternehmen, darunter 1.700 Mittelständlern, seien die Gewinne de facto zurückgegangen. Jedes vierte Unternehmen, so berichtete Steilemann, schreibe bereits rote Zahlen.