Hafenanlagen im polnischen Gdansk (Foto: Grupa Azoty)
Vor allem der Erfolgszwang beim Polypropylen-Vorzeigeprojekt im polnischen Police dürfte die beiden Chemiekonzerne Orlen (Plock / Polen) und Grupa Azoty (Tarnow / Polen) dazu gebracht haben, ein Gemeinschaftsunternehmen ins Auge zu fassen. Beide unterzeichneten eine Absichtserklärung, nach der vor allem eine strategische Zusammenarbeit bei „Polymeren, der Polyamid-6-Strecke sowie dem Hafenausbau in Gdansk“ eingehend geprüft werden soll. Einen Zeitplan für dieses Vorhaben nannten die Partner nicht – sondern betonten vielmehr, dass sie bislang noch keine bindenden Verpflichtungen eingegangen seien.
Azoty gehört zu einem Drittel dem polnischen Staat, weitere knapp 20 Prozent hält der russische Milliardär Viatcheslav Kantor, der seit 2022 auf der EU-Sanktionsliste steht. Auch Orlen ist mit 49,9 Prozent zu weiten Teilen in staatlicher Hand. Bis Ende 2023 hatte Orlen versucht, Anteile an der Azoty-Tochtergesellschaft Zaklady Azotowe Pulawy (ZAP) zu kaufen oder diese mit den Anlagen für die PA-Vorprodukte Cyclohexan und Caprolactam sogar ganz zu übernehmen. Das jetzt angedachte Joint Venture könnte deshalb auch auf eine zumindest indirekte Einflussnahme der Regierung in Warschau zurückzuführen sein. Ziel: das von Rückschlägen gezeichnete PP-Prestigeobjekt von Azoty in Police zu retten.