Auf dem Weg zu neuen Ufern? Von wegen: Die deutsche Wirtschaft scheut das Auslandsgeschäft (Foto: Pexels, Pixabay)
Alles ist schlecht. Zumindest könnte dieser Eindruck entstehen, wenn man deutsche Wirtschaftsexperten sprechen hört. So macht sich beispielsweise Prof. Lars Feld, Direktor des Walter-Eucken-Instituts (Freiburg) und ehemaliger Vorsitzender des Rats der Wirtschaftsweisen, Sorgen um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Bei den Kosten für Unternehmen stehe das Land im weltweiten Vergleich in vielen Bereichen „auf dem Siegertreppchen“, sagte er gegenüber der Unternehmensberatung Falkensteg (Düsseldorf), und präzisierte: „Wir haben mit die höchsten Energiekosten, die höchsten Arbeitskosten und die höchsten Lohnzusatzkosten für unser Sozialsystem. Und auch bei der Unternehmensbesteuerung liegen wir in der Spitzengruppe.“ Hinzu komme eine übermäßige Regulierung, die dazu führe, dass Genehmigungsverfahren für größere industrielle und für Infrastrukturinvestitionen mehrere Jahre dauerten. Dazu passend sei die öffentliche Verwaltung aufgrund völlig unzureichender Digitalisierung dysfunktional geworden. Daher, so klagt der Wirtschaftsexperte, hätten sich die Bedingungen für Investitionen in Deutschland in den vergangenen Jahren erheblich verschlechtert.
Starker Tobak. Wer nun aber denkt, dass sich angesichts der widrigen Bedingungen in Deutschland bessere Geschäftsmöglichkeiten im Ausland eröffneten, bekommt einen Dämpfer durch eine Meldung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (Berlin). Laut einer aktuellen DIHK-Umfrage klagen 56 Prozent der rund 2.400 teilnehmenden Unternehmen über zunehmende Handelshemmnisse bei ihren Auslandsgeschäften – das waren nicht nur 2 Prozentpunkte mehr als bei der Vorgängerbefragung vor einem Jahr, sondern markierte zugleich einen neuen Höchstwert. „Wir sehen eine traurige Tendenz zu mehr Protektionismus“, so lautet das Resümee des DIHK-Außenwirtschaftschefs Volker Treier. „Dies trifft die weltweit aktive deutsche Wirtschaft besonders hart und verhindert einen Exportaufschwung im laufenden Jahr.“