Während sich noch Ende 2020 die Analysten in positiven Einschätzungen einer möglichen Erholung der Automobilbranche übertrafen, so ist nun das Gegenteil der Fall. Eine schwarz gefärbte Aussicht folgt der nächsten. Inzwischen wird ein Chip-Mangel bis wenigstens Mitte 2023 prophezeit, eine erste Insolvenzwelle mittelgroßer Zulieferer schwappt mit Namen wie Henniges, Boryszew und Heinze durch die Branche, weil hohe Rohstoffpreise auf der einen und stornierte Teileabnahmen auf der anderen Seite die Unternehmen zunehmend in Bedrängnis bringen. Die französische Novares hat als erste offen formuliert, was Sache ist: Nämlich dass es nicht Aufgabe der Zulieferer allein sein kann, diese Klippe zu umschiffen.
Zwei der jüngeren Studien der Unternehmensberatungen AlixPartners und Deloitte – letztere im Auftrag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) – sehen die Auswirkungen allein aufgrund des Chip-Mangels auf die Automobilproduktion bei weltweit insgesamt 7,7 Millionen weniger gebauten Pkw allein in diesem Jahr. Die Boston Consulting Group spricht sogar von 11 Millionen Fahrzeugen. Die aus diesem Produktionsrückgang resultierende Last ist ungleich verteilt. Während reihenweise Zulieferer in die Insolvenz rutschen, erwirtschaften insbesondere die deutschen Automobilbauer hohe Gewinne. Der Vertrauensverlust zwischen den Akteuren ist enorm.