Krisen fördern Fokussierung: Dimitrios Koranis (Foto: Koranis Purchasing Solutions)
KI: DuPont, DSM und Lanxess wollen ihre Polyamid-Geschäfte verkaufen – warum?
Dimitrios Koranis: Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. Jedes der genannten Unternehmen wird seine eigenen Gründe haben. Dass sich gerade Konzerne immer wieder mal von einzelnen Geschäftsbereichen trennen, beobachten wir oft. Das ist normal. Ich halte es auch für wichtig und richtig, dass sich die Unternehmen regelmäßig neu auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Manchmal hat das wirtschaftliche Gründe, manchmal passiert es als strategische Bereinigung des Produktportfolios.
KI: Wieviel Kalkül steckt hinter den Ankündigungen?
Koranis: Gute Frage. Möglicherweise wollten die Unternehmen mal auf den Busch klopfen und schauen, was passiert. Der Markt für Polyamid ist eng. Wenn sie da Verkaufsabsichten signalisieren, kann das die Preise noch weiter nach oben treiben.
KI: Wer könnte denn daran interessiert sein, eines der Polyamid-Geschäfte zu kaufen?
Koranis: Zunächst einmal definiert natürlich der Verkaufspreis den Kreis möglicher Käufer. Je mehr Geld verlangt wird, desto weniger Unternehmen werden es sich leisten können. Grundsätzlich kann ich mir aber eine ganze Reihe von Interessenten vorstellen: etwa Vorprodukthersteller, die ihre Wertschöpfung durch den Zukauf der PA-Erzeugung vorwärts integrieren wollen. Aber auch große Compoundeure könnten daran interessiert sein. Für sie wäre es eine Rückwärtsintegration. Last but not least wäre auch denkbar, dass ein bis dato vollkommen unbekannter Dritter seinen Hut in den Ring wirft. Besonders in Asien gibt es im Kunststoffsektor eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich das finanziell spielend leisten können.
Dimitrios Koranis ist Gründer und Eigentümer von Koranis Purchasing Solutions (Nürnberg). Er berät unter anderem Unternehmen aus der Kunststoffbranche bei Fragen der Positionierung und beim strategischen Einkauf.