Eine deutlich niedrigere Kapazitätsauslastung in der türkischen Kunststoffverarbeitung zeigte sich 2020 lediglich während der Monate April bis Juni. Danach erholte sich die Branche zusehends, die Zahlen pendelten sich recht rasch auf Vorjahreshöhe ein und fuhren bis Jahresende auf einem leichten Wachstumskurs. Wie weltweit überall machte die Preis-Hausse bei Polymeren seit Herbst 2020 vielen türkischen Unternehmen schwer zu schaffen. Zusätzlich sorgten Import- und Strafzölle in stärkerem Umfang als andernorts dafür, dass der Inlandsbedarf an Polymeren nicht gedeckt werden konnte. Das rief Anfang 2021 die relevanten Organisationen auf den Plan – allen voran den Verarbeiterverband Pagev (Istanbul / Türkei) –, allerdings mit eher fragwürdigen Aktionen wie dem Boykott von Importware.
Wohl maßgeblich wegen der Unterversorgung lag die Menge produzierter Endprodukte aus Kunststoff 2020 mit +0,9 Prozent auf 9,54 Mio t nur leicht höher als im Vorjahr, während der Wert mit +2,1 Prozent auf 34,1 Mrd USD gleichzeitig etwas stärker zulegte, wie Pagev im Report für das Jahr 2020 darlegt. Im Land selbst wurden knapp 7,7 Mio t Polymere verarbeitet, das sind 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr.
Bemerkenswert sind die Einfuhren von Kunststoffabfällen mit einem Umfang von immerhin gut 750.000 t im Jahr 2020, die aktuell regierungsseitig stark in der Kritik stehen. Die Regierung Erdogan will vom 3. Juli 2021 an sämtliche Importe von PE-Abfällen aus der EU stoppen.