Dr. Thomas Probst (Foto: bvse)
KI: Mit dem kürzlich vorgelegten Positionspapier „Kunststoffe für Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz“ bilden die Erzeuger- und Verarbeiterverbände erstmals einen Schulterschluss mit der Entsorgungsindustrie. Wer musste für den Konsens am meisten Federn lassen?
Dr. Thomas Probst: Jeder der fünf beteiligten Partner – der GKV, Plastics Europe Deutschland, der Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA, der BDE und wir seitens des bvse – musste Zugeständnisse machen, damit am Ende ein gemeinsames Papier herauskam, das neun zentrale Punkte umfasst. Wir haben intensiv miteinander diskutiert. Aber ich glaube, keiner fühlt sich über den Tisch gezogen.
KI: Warum wurde das Positionspapier gerade jetzt veröffentlicht?
Probst: Wir wollten noch während der Koalitionsverhandlungen deutlich machen, wie wir uns die Kreislaufwirtschaft der Zukunft vorstellen, das sind insbesondere die Themen ,Investitionen in die Kreislaufwirtschaft fördern‘ und ,Wege für mehr Rezyklate in Kunststoffverpackungen’. Die Kunststoffbranche muss, davon sind wir überzeugt, einen klaren Kurs Richtung Kreislaufwirtschaft einschlagen. In unserem Positionspapier präsentieren wir Vorschläge, wie wir dieses Ziel erreichen können. Als Branche werden wir uns an den Positionen, die wir jetzt aufgeschrieben haben, messen lassen müssen. Eine solche Selbstverpflichtung halte ich für ein starkes Signal. Zugleich zeigen wir der Politik, welchen Beitrag die Kunststoffindustrie und die Recyclingunternehmen leisten können und welche politischen Rahmenbedingungen es geben muss, damit Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz funktionieren.
Positionspapier „Kunststoffe für Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz“
Die Verbände der deutschen Kunststoffindustrie haben sich in einem gemeinsamen Positionspapier für mehr Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz ausgesprochen. In dem Papier finden sich Vorschläge dafür, in welchen Bereichen Veränderungen notwendig sind: Zusätzlich zu recyclinggerechter Produktgestaltung, dem Umgang mit Exporten von Altkunststoffen oder dem EU-weiten Ende ihrer Deponierung und der Ausweitung von Sammel-, Sortier- und Verwertungsstrukturen gehöre dazu auch, die Marktbedingungen für den Einsatz von Rezyklaten zu verbessern, schreiben die Autoren. Dafür brauche es einen politischen Fahrplan und die Schaffung klarer rechtlicher Rahmenbedingungen, fordern die Verbände.