Langer Zug, leere Strecke: Die unendlichen Weiten des Güterverkehrs auf der Schiene (Foto: Pexels, Rodnae Productions)
Trotz der jahrelangen Betriebsamkeit auf der Neuen Seidenstraße hat sich an der Rigorosität der politischen Unterdrückungssysteme in China und Russland nichts geändert. Gerade europäische Logistikkonzerne sind daher eifrig bestrebt, nach alternativen und „Putin-freien“ Routen für den derzeit verpönten nördlichen Korridor der Seidenstraße zu suchen. Eine Strecke für den Warentransport von Ost nach West führt durch den sogenannten mittleren Korridor – von China über Kasachstan, Georgien und die Türkei bis nach Rumänien. Nie zuvor haben Unternehmen aus dem Westen mehr harte Währungen in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt als derzeit: Schotterpisten werden zu veritablen Straßen ausgebaut, Fischerhäfen zu Containerterminals.
Dass sich diese Route, selbst wenn sie irgendwann ausgebaut sein sollte, zu einer echten Gefahr für den bisherigen Russlandtransit entwickeln könnte, schließen Experten aber aus. Der mittlere Korridor ist nicht nur länger und überquert mehr Grenzen (mit entsprechend langwierigen Kontrollen der transportierten Waren), sondern hat noch nicht einmal ansatzweise dieselben Kapazitäten wie sein nördliches Pendant. Nach Aussagen von Logistikprofis liegt kapazitativ der Faktor 10 zwischen den beiden Korridoren.