Metallisch anmutende Oberflächen mit „Cool-Touch“ sind seit Jahren extrem gefragt. Gerade in der Automobil- und Telekommunikationsindustrie besteht der Modetrend, verstärkt hochglanz- oder mattverchromte Schalter, Zierleisten und Armaturen einzusetzen.
Das Kunststoff-Institut Lüdenscheid beschäftigt sich seit ca. 15 Jahren mit der Schadensanalyse von solchen Produkten und kann auf umfangreiches Erfahrungswissen aus den Analysen und aus der Praxis sowohl im Spritzguss als auch in der Galvanik zurückgreifen. Zur Optimierung und Abstimmung der Prozesse sind bereits zahlreiche Einzeluntersuchungen, wie z.B. der Einfluss der Spritzgießparameter auf die Galvanisierbarkeit von Kunststoffen untersucht worden.
Nach zwei Projekten, welche sich erfolgreich mit der Ausschussminimierung an galvanisierten Oberflächen beschäftigt haben, möchte das Institut mit dem neuen Projekt jetzt insbesondere Rand- und Sonderthemen auf diesem Gebiet transparenter machen und auf ihre Anwendbarkeit hin überprüfen.
Geplante Schwerpunkte
Umweltfreundlichere Galvanik:
Die drohende Aufnahme der VI-wertigen Chromverbindungen in den Anhang 14 der REACH-Verordnung und die einsetzende Diskussion um Nickel, zwingt die Branche, sich mit dem Szenario einer eingeschränkten Erlaubnis zum Einsatz dieser Stoffe auseinander zu setzen. Es gibt eine Reihe von theoretisch einsetzbaren Alternativverfahren, deren Praxistauglichkeit geprüft werden muss.
Im Rahmen des Projekts soll zunächst der Stand der Technik ermittelt werden, wobei auch weniger bekannte Verfahren mit einbezogen werden sollen. Des Weiteren soll dann die Anwendbarkeit dieser Prozesse durch eigene praktische Versuche und Prüfungen überprüft und ggf. auch verbessert werden. (z.B. Weißbronze, PVD-Kombinationen, SO3, KMnO4)
Sonderverfahren:
Aufgrund der häufigen Anwendung galvanischer Oberflächen nimmt natürlich auch der Wunsch nach Variationen des Designs zu. Hierzu werden aktuell insbesondere unterschiedliche Farben gefordert, wie auch Kombinationen mit Durchleuchttechnik etc. Da sich Galvanikschichten nicht wie Lacke beliebig einfärben lassen und ein nachträgliches Freistellen von Bereichen wirtschaftlich und technisch praktisch kaum möglich ist, werden unterschiedlichste – zum Teil extrem aufwändige – Methoden eingesetzt, um diese Anforderungen zu erfüllen. Zugleich können für Einzelansätze neue, bisher weitestgehend unbekannte Methoden benannt werden, die solche Ergebnisse einfacher und kostengünstiger realisieren können.
Im Rahmen des Projekts soll wiederum zunächst der Stand der Technik recherchiert werden, um dann die Anwendbarkeit solcher Verfahren für die Projektteilnehmer zu prüfen und sicherzustellen.
Als Einzelthemen können z.B. PVD als Startschicht oder auch Schutzlackierungen mit Cool-Touch benannt werden. Zusätzlich kann ein Stundenpool zur Bearbeitung individueller, firmenspezifischer Aufgabenstellungen erworben werden. Das Projekt startet im Juli 2012, Laufzeit 2 Jahre.