Es geht also doch noch: Im Mai 2022 haben die PVC-Notierungen erstmals seit satten zwei Jahren wieder einen Rückgang verzeichnet. Die Anbieter gaben in der Regel die gesunkenen Ethylen-Kosten (-70 EUR/t) anteilig weiter, was beim Basismaterial zu Abschlägen von 35 EUR/t führte. Ihre Margen verbesserten die Erzeuger dennoch, da sie die ebenfalls rückläufigen Energiekosten bei der Preisfindung nicht berücksichtigten. Das weiterhin geringe Angebot spielte ihnen dabei in die Karten. Die Preise der Compounds gaben ebenfalls nach. Doch zumindest bei S-PVC (U) und S-PVC (P) fielen die Reduktionen etwas geringer aus als beim Basismaterial, da höhere Kosten für Titandioxid beziehungsweise Weichmacher den PVC-Abschlägen entgegenwirkten.
Verarbeiter hoffen auf weitere Preissenkungen im Juni und passten ihre Order im Mai entsprechend an. Gedrückt wurde die Nachfrage aber auch durch Verschiebungen von Bauprojekten, insbesondere in Osteuropa. Zumindest für den Juni zeichnen sich somit weitere Preisnachlässe für PVC ab. Ob aber nun ein Abwärtstrend einsetzt oder das bisherige Rekordniveau der Notierungen nur einen kurzzeitigen Knick verzeichnet, lässt sich noch nicht abschätzen. Stützend wirken werden auf jeden Fall die Effekte von Europas weitgehendem Öl-Embargo gegen Russland: Der Ölpreis zog bereits an, und im Windschatten dessen könnten danach die Notierungen für Naphtha und Ethylen wohl folgen. Dies berichtet der Branchendienst Kunststoff Information (KI, Bad Homburg) im aktuellen Online-Report.