Der VDI verlieh im April 2011 während des 35. Internationalen VDI-Kongresses „Kunststoffe im Automobilbau“ in Mannheim den VDI-Nachwuchspreis Kunststofftechnik 2011 für herausragende Arbeiten mit Bezug zur Automobilindustrie. Zwei Nachwuchswissenschaftler/innen teilten sich den mit 3000 Euro dotierten Preis, der von Professor Rudolf Stauber von der Universität Erlangen-Nürnberg überreicht wurde. Dabei wurde ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV) an der RWTH Aachen ausgezeichnet. Dipl.-Ing. Martin Kerschbaum erhielt den Preis für seine Diplomarbeit „Untersuchungen zur dreidimensionalen Simulation des Fließpressprozesses von LFT unter Berücksichtigung der Faserorientierung“.
Das Fließpressverfahren ist besonders in der Automobilbranche ein etabliertes Verfahren um großflächige Bauteile mit sehr guten mechanischen Eigenschaften wirtschaftlich herzustellen. Der Einsatz einer leistungsfähigen Prozesssimulation bietet bei der Entwicklung von Bauteilen aus langfaserverstärkten Thermoplasten (LFT) durch die Vorhersage der Bauteileigenschaften bereits im Entwurfsstadium zahlreiche Vorteile. Martin Kerschbaum hat eine Methode entwickelt, mit der der Pressvorgang dreidimensional simuliert werden kann. Das erlaubt es, auch den Anforderungen von komplexen Geometrien gerecht zu werden. So werden Faserorientierungen berücksichtigt, die sich während des Pressvorgangs lokal im Bauteil einstellen. Diese beeinflussen wesentlich die Bauteileigenschaften. Das erstmals für die Fließpresssimulation verwendete Faserorientierungsberechnungsmodell zeichnet sich im Gegensatz zu bisher verwendeten Modellen durch eine deutlich umfangreichere Anpassungsfähigkeit an die materialspezifischen Orientierungseigenschaften aus.
Für diese Arbeiten erhielt Kerschbaum bereits im Februar 2011 von der SAMPE Deutschland e.V. den SAMPE-Innovationspreis 2011. Den VDI-Nachwuchspreis 2011 teilt er sich mit M.Sc. Katlen Frenzel, die den Preis für ihre Masterarbeit "Untersuchung der Einflüsse auf die Faserlänge und die daraus resultierenden Eigenschaften bei der Direktverarbeitung von LGF-PA 6.6", angefertigt am Lehrstuhl für Polymere Werkstoffe der Universität Bayreuth, erhielt.