Die wohl auffälligste Veränderung im Gebaren des US-Kunststoffverbands Plastics Industry Association (Plastics, Washington, D.C. / USA) – neben der Rückholung einiger langjähriger, offenbar vor dem früheren CEO Tony Radoszewski geflüchteter Mitarbeiter – ist der „klare Ton“, den der neue Chef Matthew Seaholm anschlägt: Wurde schmutzige Wäsche bisher eher intern und leise gewaschen, so setzt es jetzt nach außen lautstark Prügel, wenn jemand den Verbandszielen quer kommt. Die Umweltorganisation Greenpeace beispielsweise erfuhr das erst kürzlich bei Veröffentlichung der Studie „Circular claims fall flat again – five reasons why plastic recycling fails“ (übersetzt etwa „Luftschloss Kreislaufwirtschaft – fünf Gründe, warum das Kunststoffrecycling scheitert“, Anm. d. Red.).
Die Retourkutsche aus dem Verband kam prompt und mit Vehemenz. „Ein verzweifelter Versuch dieser sogenannten Umweltschützer, den milliardenschweren Investitionen der (…) Industrie etwas entgegenzusetzen“, retourniert Seaholm fast verächtlich. Greenpeace sei nichts weiter als „eine Anti-Recycling-Organisation, die entmutigende Signale sende, anstatt das Kunststoffrecycling voranzubringen“.
Dabei steht die US-Recyclingwirtschaft mächtig unter Druck, wie die Greenpeace-Studie zeigt. Denn 2021 wurden in den USA nur „5 bis 6 Prozent aller Kunststoffabfälle“ recycelt – mit rückläufiger Tendenz seit 2018. Wiederverwertet werden im Wesentlichen PET und Polyethylen-HD, nur teilweise noch Polypropylen – alle übrigen Polymere werden entweder verbrannt oder deponiert. Dies berichtet der Branchendienst Kunststoff Information (KI, Bad Homburg) im aktuellen Online-Report.