Sieht viel aus und ist viel: Für das 1-Bio-EUR-Konjunkturprogramm wird die Gelddruckmaschine angeworfen (Foto: PantherMedia, MaxXyustas)
In der vergangenen Woche haben der Deutsche Bundestag und der Bundesrat die Schuldenbremse im Grundgesetz gelockert und die Einrichtung eines Sondervermögens in Höhe von 1.000 Mrd EUR beschlossen. Die Hälfte des Geldes soll in die Rüstung fließen, und mit der anderen Hälfte sind unter anderem Investitionen in die Modernisierung der vielerorts maroden Infrastruktur geplant, seien es Brücken, Straßen oder auch Schulgebäude. Wird auch die deutsche Kunststoffindustrie von den Geldern des Sondervermögens profitieren, direkt oder indirekt? Wir haben nachgefragt – ein Interview mit dem Leiter des KI-Preisteams und Kunststoffmarkt-Experten Martin Bäcker.
KI: 500 Mrd EUR sind eine Menge Geld. Wenn Sie mit Marktteilnehmern aus der deutschen Kunststoffindustrie sprechen: Wie bewertet die Branche das Konjunkturprogramm?
Martin Bäcker: Noch ist die Reaktion aus dem Markt verhalten. Das wundert mich aber nicht. Schließlich soll das Geld über einen Zeitraum von mehr als 12 Jahren ausgegeben werden. Das geht über den normalen Planungshorizont eines insbesondere mittelständischen Unternehmens aus der Kunststoffbranche deutlich hinaus.
Erwarten Sie, dass auch die Kunststoffindustrie von dem Konjunkturprogramm profitieren wird?
Bäcker: Infrastrukturausgaben haben immer auch mit Kunststoffen zu tun. Wenn Ausschreibungen etwa für Bausanierungen starten, profitieren Kunststoffverarbeiter wie -erzeuger gleichermaßen, da zur Erfüllung der Aufträge mehr Kunststoffmaterial benötigt wird. Denken Sie nur an die Rohre, die Dämmungen, die Isolierungen und so weiter und so fort. Wenn die Umsetzung des Konjunkturpakets tatsächlich beginnt, reden wir von einem gewaltigen Volumen an benötigten Kunststoffen und Kunststoffprodukten.
Wie schnell muss die neue Bundesregierung entscheiden, in welche Bereiche sie investieren will, damit die deutsche Wirtschaft tatsächlich angekurbelt wird?
Bäcker: Wenn die konjunkturelle Dynamik aus dem Investitionsprogramm noch in diesem Jahr Wirkung entfalten soll, muss jetzt alles sehr zügig gehen. Sprich: Sobald die neue Regierung steht, muss sie entscheiden. Wenn die Entscheidungen erst im Sommer fallen, dürften sich die Effekte ins Jahr 2026 verzögern.