Resilientes Riesenreich: Russlands Polymerindustrie setzt auf Autarkie (Foto: Sibur)
Zwei Jahre Angriffskrieg in der Ukraine sind auch an Aggressor Russland nicht spurlos vorbeigegangen. Sanktionen insbesondere Europas und der USA treiben nicht nur die Polymerbranche in eine einerseits erzwungene, andererseits aber auch trotzig selbst verordnete Autarkie. Das trifft sowohl die Erzeugung von Polymeren als auch den Ersatz von Importtypen in der Verarbeitung sowie die technische Expertise für neue Anlagen. Allerdings ist dem Land hier nicht überall Erfolg beschieden.
2023 produzierte Russland nach Angaben der russischen Statistikbehörde Rosstat 10,7 Mio t Polymere aller Art – inklusive der sogenannten CASE-Anwendungen (Beschichtungen, Kleb- und Dichtstoffe, Elastomere). Das sind 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Laut Dimitri Semjagin, Analyst beim russischen Beratungsunternehmen Rupec (Moskau / Russland) war eine leichte Erholung des russischen Inlandsmarktes für diesen Aufschwung verantwortlich. Die von den westlichen Sanktionen ausgelöste Delle von -7,3 Prozent im vorangegangenen Jahr wurde damit jedoch noch nicht wieder ausgeglichen. Dies berichtet der Branchendienst Kunststoff Information (KI, Bad Homburg) im aktuellen Online-Report.
Infolge der Handelshemmnisse war nicht nur der Absatz auf dem Inlandsmarkt erheblich beeinträchtigt – insbesondere der Polymerexport brach um 9,5 Prozent ein. Die Negativ-Entwicklung begann bereits im Jahr 2022 und setzte sich im vergangenen Jahr fort: Rosstat meldet einen weiteren Absturz des Polymer-Ausfuhren um fast ein Viertel auf nur noch 1,3 Mio t. Die stärksten Rückgänge waren bei den mengenmäßig starken Sorten Polyethylen-LD, Polystyrol und PVC-S zu verzeichnen.