Die derzeitigen Rahmenbedingungen für die Industriebetriebe in Deutschland sind schlecht. Denkbar schlecht. Lieferengpässe beeinträchtigen die Produktion, und die Ukraine-Krise inklusive der Sanktionen verschärft die Versorgungslage massiv. Rohstoffpreise gehen durch die Decke, ein Allzeithoch jagt das andere. Horrend hohe Kosten für Energie und Transport zehren zusätzlich an den Margen. Und über allem hängt auch noch das Damoklesschwert einer ungewissen Gaszufuhr aus Russland – mangels Alternativen eine essenzielle Frage für große Bereiche der deutschen Industrieproduktion. BASF-Chef Martin Brudermüller warnte bereits vor der „schwersten Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs“, sollte die Einfuhr von Öl und Gas aus Russland gestoppt werden.
Viele Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand. Angesichts der aktuellen Entwicklungen könnte es bei manchen nun ans Eingemachte gehen. Droht also eine große Insolvenzwelle? Allen Unkenrufen zum Trotz sehen Sanierungsexperten mit relativer Gelassenheit in die Zukunft. Die bisherige Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank habe vielen Unternehmen den Zugang zu „billigem Geld“ ermöglicht, erklärt Jan Hendrik Groß, Partner bei der Kanzlei Ebner Stolz (Köln). Zudem sei damit zu rechnen, dass die Bundesregierung angesichts der Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg ähnliche Stützungsmaßnahmen auf den Weg bringe wie bei der Corona-Krise.